Internationale Telemann-Konferenz in Hamburg

Extravaganz und Geschäftssinn - Telemanns Hamburger Innovationen

Eine internationale Konferenz der Universität Hamburg zum Thema „Extravaganz und Geschäftssinn - Telemanns Hamburger Innovationen“ findet vom 23. bis 26. Juni in Hamburg statt. Ort der Tagung unter der Leitung von Prof. Dr. Ivana Rentsch (Institut für Historische Musikwissenschaft, Universität Hamburg) und Prof. Dr. Bernhard Jahn (Institut für Germanistik, Universität Hamburg) ist die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg „Carl von Ossietzsky“.

Georg Philipp Telemanns Tätigkeit in Hamburg wird über 46 Jahre hinweg von einer permanenten Innovationskraft getragen, die ihre Impulse nicht zuletzt aus den politischen und kulturellen Rahmenbedingungen der Stadt gewinnt. Neben seiner Stelle als Cantor Johannei findet sich der Komponisten in den 1720er und 30er Jahren in der Rolle eines Publizisten, der seine Notendrucke zum Teil dem Format der damals florierenden Wochenschriften anpasst (Der Harmonische Gottes-Dienst, Der getreue Music-Meister), der immer wieder unkonventionelle Werkzusammenstellungen wie etwa die drei Teile der Musique de Table präsentiert und der marktstrategisch geschickt die stark divergierenden musikalischen Fähigkeiten seiner potentiellen Käufer berücksichtigt, wenn er neben didaktisch ausgerichteten Publikationen wie den Singe- Spiel- und Generalbaß-Übungen anspruchsvollste Solo-Literatur wie die dreimal zwölf Sonaten für Violine, Flöte und Viola da Gamba veröffentlicht.

Neben den Verleger Telemann tritt ebenfalls schon ab den 1720er Jahren der Konzertveranstalter, der bis in die 60er Jahre hinein an verschiedenen Spielstätten in Hamburg einen Konzertbetrieb aufbaut und unterhält, der in seiner Programmvielfalt europaweit einzigartig gewesen sein dürfte. Gerade die hinsichtlich ihrer Gattung schwer zu klassifizierenden kantatenartigen Werke ab den 50er Jahren wie Die Tageszeiten, Die Hochzeit des Comacho, Ino oder die Vertonung von Auszügen aus Klopstocks Messias sind eng mit dem Konzertbetrieb verbunden, ja gehen aus ihm hervor.

Telemanns Innovationskraft lässt sich auch am Umgang mit den Dichtern seiner Zeit ablesen. Wohl kaum ein Komponist war derart aufgeschlossen gegenüber neuen literarischen Strömungen wie Telemann, der sich vom Barock über die galante Literatur, die empfindsame Dichtung, die Anakreontik, die Berliner Aufklärung bis hin zum frühen Sturm und Drang alle literarischen Strömungen kompositorisch aneignete und darüber hinaus auch europäische Neuerscheinungen (Gulliver-Suite) musikalisch rezipierte.

Die Innovationskraft Telemanns zeigt sich nicht zuletzt und vor allem in den Kompositionen selbst, in dem Bemühen des Komponisten um permanente Variation, wie dies etwa die in den Kernbereich seiner Tätigkeit fallenden, nach jeweils verschiedenen ästhetischen Prinzipien aufgebauten Kantatenzyklen für den Gottesdienst verdeutlichen. So verschieden geartete Experimente wie die dreisprachige Oper Orpheus, die Grillen-Symphonie, oder die Vertonung von Teilen aus Klopstocks Messias seien hier nur stichwortartig genannt, um ein Phänomen anzudeuten, das sich bis in kleinste satztechnische Zusammenhänge hinein verfolgen und nachweisen ließe.

Die Tagung widmet sich den oben skizzierten innovativen Aspekte von Telemanns Schaffen im Spannungsfeld von Extravaganz und Geschäftssinn ins Zentrum rücken. Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen.

In einem umfangreichen Rahmenprogramm werden für die TagungsteilnehmerInnen drei Konzerte mit Werken von Telemann angeboten. In der Staatsbibliothek wird eine von Jürgen Neubacher konzipierte Ausstellung mit Dokumenten zu Telemanns Hamburger Zeit zu sehen sein.

Teilnahme ohne Voranmeldung möglich, Eintritt frei!

Programm zum Download

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