Auszug aus dem Wormstedter Sterbebuch. Text aus dem Jahre 1711: den 15. December ist Frau Maria, Herrn Henrici Telemann Seel: Diaconus zu H.Geist in Magdeburg nachgelassene Witt bey ihrem Sohn allhier dem Pastore Substito gestorben und drauff d. 20ten ... begraben worden ihres Alters 70 Jahr weniger 3 Monat und 10 Tage.
Das Dorf Wormstedt, im Weimarer Land gelegen, ist eine der kleinsten Telemann-Stätten. Denn hier fanden die Mutter des Komponisten, Maria Telemann und ein Bruder, Heinrich Matthias Telemann, ihre letzten Ruhestätten. Dass Georg Philipp seine Verwanden in Wormstedt besucht hat, liegt auf der Hand. So existiert z.B. eine Kantate von ihm, die den Vermerk „Wormstedt, d. 28. April 1717“ trägt. Telemanns Bruder, Heinrich Matthias, war in Wormstedt Pfarrer. Die früh verwitwete Mutter zog von Magdeburg zu ihrem Sohn nach Wormstedt und verstarb auch hier.
Eintrag von Heinrich Matthias Telemann in einem Wormstedter Kirchrechnungsbuch aus dem Jahre 1715
Im Jahre 2005 wurde der Grabstein von Telemanns Mutter Maria wieder entdeckt. Der in zwei Teile zerbrochene Stein lag lange Zeit unerkannt und unbeachtet an der Mauer des aufgelassenen Kirchhofes um die Wormstedter Kirche. Dort verwitterte er über die Jahre. Einige Monate haben die Telemannfreunde Traugott Kessler aus Jena und Ingo Reimann aus Schöten nach dem Stein gesucht. Denn in dem 1892 vom Kunsthistoriker Paul Lehfeldt herausgegebenen „Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens“, Heft XIV, findet sich bei der Beschreibung der Wormstedter Kirche der Hinweis: „Grabstein..., rechts von der Westthür, Inschrift für die Frau des Pfarrers Telemann in Magdeburg, Maria geb. Haltmeyer“. Den Stein hatten die beiden Musikfreunde wohl bemerkt, allerdings war die Zugehörigkeit des Steines zur barocken Stilepoche von einem Sachverständigen in Frage gestellt worden und deshalb schied er als Gegenstand weiterer Untersuchungen erst einmal aus.
Grabstein von Maria Telemann, steht heute im Telemann-Foyer
Der entscheidende Hinweis fand sich in der Wormstedter Ortschronik von Walter Meißner aus dem Jahre 1912, nämlich die Aufschrift des Grabsteins: „Leser, vor dir liegt die Braut Jesu, wie sie als Kinde vermehlet, dass sie bei der Wiedergeburt genannt wurde Maria. Ward leiblich geboren von priesterlichen Eltern bei Magdeburg, Herrn Johann Haltmeiern, H. Sophie Himselin Anno 1642, 14. März.“ Mit der Kenntnis dieses Textes gelang es, die Schrift auf dem stark verwitterten Stein partiell zu entziffern: „Maria – Magdeburg – Sophie Himselin“ und die Jahreszahl. Der Stein wurde, um der weiteren Verwitterung vorzubeugen, geborgen, mit Spendenmittel saniert und steht nun vor weiterer Verwitterung geschützt im Wormstedter Telemann-Foyer in Nachbarschaft zur Kirche. Ingo Reimann
Am 18. Juni werden ab 17 Uhr in der Wormstedter Kirche Stücke aus dem umfangreichen Werk Telemanns zu hören sein.